Es gibt Menschen, die ungefragt zu allem und jedem Feedback geben. Jetzt sagt der Eine oder Andere von euch sicher: „Ist doch cool, da kann man sich weiterentwickeln“ oder „Mensch ist doch super, der traut sich was, sollte jeder so machen“. Sehe ich anders. Die Menschen meinen es sicherlich gut. Aber zwischen gut meinen und gut machen liegen eben doch noch ein paar Schritte.
Denn mal ernsthaft, die meisten von uns geben sich den ganzen Tag Mühe alles möglichst richtig zu machen. Wir denken darüber nach was wir tun, wie wir es tun, ob wir es richtig tun, ob wir es besser hätten machen können, und so weiter. Ich glaube nicht daran, dass es hilfreich ist, die in unserer Gesellschaft so hoch gelobte Feedbackkultur zu leben, wie wir es oft tun.
Eine Feedbackkultur, die auf zwanghaften Optimieren beruht.
Die vermittelt, das man nur gut ist, wenn man alles, aber auch wirklich alles richtig macht. Welche einen kleinen Punkt herauspickt, der nicht gut gelaufen ist. Einen! Der Rest war super, aaaaber der eine Punkt, der ist nicht gut gelaufen.
Echt jetzt?
Und da die meisten Leute innerlich vor Selbstbewusstsein strotzen (#Ironie), freut es Sie ungemein, wenn sie, anstatt ein Feedback zu erhalten, welches den Fokus darauf legt was alles gut war, ein Feedback bekommen, welches heraus pickt, was nicht gut war. Das baut auf. Da geht man mit einem guten Gefühl nach Hause. Man hat alles gegeben und beim nächsten Mal...gibt man eben noch mehr, vielleicht bekommt man dann endlich mal gesagt, dass ALLES gut war, wie es war. Schöne Grüße an Burnout und Depression.
Sorry, nicht meins. Glaube ich nicht dran.
Dieses ganze Gelaber von „Man kann nur besser werden, wenn man Feedback von anderen bekommt, was man nicht gut gemacht hat“, find ich einfach kolossal scheiße. Ist für mich der falsche Fokus. Wir sollten uns alle darauf konzentrieren, anderen Leuten zu sagen, was sie gut gemacht haben. Und zwar nur das! (ich sollte einen weitern Blogartikel über "nix gesagt, ist genug gelobt" schreiben...)
Ein Beispiel. Stell dir vor, du lernst etwas neues. Du trägst es zum ersten Mal jemanden vor oder zeigst dein Können vor einer Gruppe von Menschen. Du bist fürchterlich aufgeregt und hast Angst alles falsch zu machen. Was ist dir lieber: Ein Feedback, was alles toll war, was du unbedingt weiter verfolgen solltest, worin deine Stärken liegen?
Oder ein Feedback, was alles toll war, was du unbedingt weiter verfolgen solltest, worin dein Stärken liegen, aaaaaber an der Stelle war das nicht gut, da musst du drauf achten, das hätte besser sein können. Was meinst du, bei welcher Variante du dich besser fühlst?
Hast du schon mal reflektiert, was dein Ziel, wenn du jemanden Feedback gibst? Willst du wirklich, dass der andere besser wird oder hast du Motive die in deinem Interesse liegen? Soll der andere es nur so machen, wie du es für richtig hältst? Willst du den andern klein machen und dich groß? Oder willst du dich empor heben? Frag dich das mal, bevor du ein Feedback gibst. Was ist dein ehrliches Interesse, dein Antreiber dafür Feedback zu geben?
Feedback kommt aus dem Englischen. To feed back = zurück-, weiterleiten, Zusammengesetzt aus to feed = (mit Nahrung) versorgen/füttern und back = zurück. Doch welchen Teil der Seele, des Menschen, füttern wir denn, wenn wir ihm sagen, was nicht so gut war? Den Teil, der ihn stärkt oder den Teil, der ihn schwächt?
Und ungefragte Rückmeldungen, sind die wirklich hilfreich?
Ich persönlich bevorzuge es, Kritik nur zu üben, wenn ich danach gefragt werde. Alles andere kann verletzend sein, egal wie gut man es meint. Außerdem kann es anmaßend sein, ungefragt eine Meinung zu einer Leistung/einem Verhalten zu äußern. Selbst auf Nachfrage, was man denn besser machen kann, ist es aus meiner Sicht hilfreicher, jemanden dabei zu helfen, selbst herauszufinden, was er oder sie persönlich nicht gut findet. Allemal besser, als zu sagen, was aus dem Blickwinkel der Person, die das Feedback gibt, nicht gut ist. Nur weil es für den Außenstehenden nicht gut war, heißt das noch lange nicht, dass es für denjenigen im Inneren auch falsch ist. Das kann jeder nur für sich selbst entdecken. Und mit dem "gut gemeinten Feedback" nehmen wir ihm oder ihr die Chance dazu. Denn wir bewerten eine Leistung, in dem Moment in dem wir Feedback geben.
Und versteh mich nicht falsch. Ich bin bestimmt niemand, der keinen Klartext redet oder jemanden nicht pieksen kann (so nenne ich das gerne). Da liegst du grundverkehrt. Ich kann gar nicht anders. Ich hole die Menschen super gerne aus Ihrer Komfortzone. Aber dieser Fokus der Feedbackkultur geht mir einfach entschieden gegen den Strich. Das hat für mich nichts mit Wertschätzung zu tun. Auch wenn es "gut gemeint" ist. Es gibt genug Momente, in denen wir einen hohen Anspruch an uns haben und uns unter Druck setzen. Ist es nicht an der Zeit einfach mal nur den Fokus auf das zu legen, was geklappt hat und alles andere weg zu lassen? Wie siehst du das?
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